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EU-Asylstatistik: Jeder vierte Asylbewerber in Deutschland ist ein Kind

Millionen Menschen suchen derzeit Zuflucht in Europa, allein Deutschland rechnet bis Jahresende mit 800.000 Zuwanderern. Aktuelle Statistiken zeigen, wie sich die Flüchtlinge auf den verschiedenen Routen unterscheiden.

Millionen Menschen fliehen vor Krieg und Terror, sie suchen Zuflucht in Europa. Allein in Deutschland haben von Januar bis August mehr als 231.000 Flüchtlinge erstmals einen Asylantrag gestellt. Derart aktuelle Statistiken wurden bislang noch nicht für alle Länder in Europa veröffentlicht, oftmals reichen die Angaben nur bis Ende Juni. Doch auch daraus lässt sich vieles ablesen – nicht nur über die Größe der Flüchtlingsströme, sondern auch über ihre Zusammensetzung.

Die aktuellen Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat umfassen das erste Halbjahr 2015. Fast 400.000 Asylsuchende haben von Januar bis Juni einen Erstantrag in der EU gestellt. Knapp zwei Drittel davon gingen allein bei den Behörden in Deutschland, Ungarn und Italien ein.

Schon die absoluten Zahlen zeigen, wie unterschiedlich die Herausforderungen sind, vor denen die EU-Staaten derzeit stehen. Noch deutlicher wird das beim Vergleich der Antragsteller, etwa nach Altersgruppen. Im Schnitt war im ersten Halbjahr jeder zweite Asylsuchende zwischen 18 und 34 Jahre alt, knapp jeder fünfte noch jünger als 14 Jahre.

In Deutschland werden mehr Asylanträge für Kinder gestellt (23 Prozent) als im EU-Durchschnitt, auch in Polen und Spanien sind sie relativ stark vertreten. Italien dagegen fällt mit einem besonders niedrigen Anteil an Kindern und Jugendlichen auf. Unter den Asylsuchenden sind hier nur neun Prozent jünger als 18 Jahre.

Maßgebliche Ursache dafür sind die unterschiedlichen Routen und Herkunftsländer der Asylsuchenden. Jeder dritte Flüchtling, der in Italien Asyl beantragt, stammt aus Nigeria, Gambia oder dem Senegal. Entsprechend viele kommen über die besonders gefährliche Mittelmeerroute, viele Väter flüchten zunächst ohne ihre Familien. Nach Recherchen des Projekts Missing Migrants sind allein auf der Mittelmeerroute in diesem Jahr mehr als 2600 Flüchtlinge gestorben.

Von den rund 154.000 Menschen, die in Deutschland im ersten Halbjahr erstmals Asyl beantragt haben, stammt dagegen jeder zweite aus Syrien, dem Kosovo oder Albanien. Auch unter den Antragstellern in Ungarn sind dies die mit Abstand häufigsten Herkunftsländer. Vor allem aus dem Kosovo kamen besonders viele Asylsuchende.

Ähnlich wie der Anteil von Kindern unterscheidet sich auch der von Frauen unter den Asylsuchenden deutlich. EU-weit liegt er bei 28 Prozent, in Italien erwartungsgemäß geringer, bei nur zehn Prozent. Polen dagegen, wo vor allem Menschen aus Russland und der Ukraine Asyl beantragt haben, fällt mit der höchsten Frauenquote auf. Im ersten Halbjahr 2015 wurde dort beinahe jeder zweite Erstantrag von einer Frau gestellt.

Im Vergleich zum ersten Quartal 2015 wurden EU-weit von April bis Juni etwa 15 Prozent mehr Erstanträge gestellt. In Deutschland stiegen die Zahlen um elf Prozent, in Schweden um 25 Prozent und in Österreich sogar um 79 Prozent. Ungarn, das die jüngst beschlossene Umverteilung der Flüchtlinge ablehnt, verzeichnet erst in den vergangenen Monaten einen deutlichen Anstieg bei den Erstanträgen – von rund 16.000 im Juni auf 31.000 im Juli dieses Jahres.

Der Zustrom nach Ungarn ist überhaupt einzigartig in Europa, setzt man die erstmaligen Asylanträge im ersten Halbjahr 2015 und die Einwohnerzahl des Landes ins Verhältnis. Pro eine Million Einwohner haben in Ungarn etwa 6650 Menschen Asyl beantragt, doppelt so viele wie in Österreich (3160) und dreieinhalbmal so viele wie in Deutschland (1900).

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Die Europakarte zeigt dieses Verhältnis in den EU-Staaten sowie die absoluten Zahlen der Asylsuchenden aus den wichtigsten Herkunftsländern Syrien, Kosovo und Afghanistan. Fahren Sie mit der Maus über die Länder oder klicken Sie diese an, um die konkreten Werte zu erfahren.

Mit dem Zustrom der Asylsuchenden wächst auch die Zahl derjenigen, die bereits einen Antrag gestellt haben, aber noch auf eine Entscheidung der nationalen Behörden warten. Ende Juni dieses Jahres waren EU-weit noch etwa 592.000 Anträge nicht abschließend bearbeitet, davon mit 306.000 jeder zweite in Deutschland. Weitaus weniger offene Asylverfahren verzeichnen Schweden (56.000), Italien (48.000) und Frankreich (36.000).

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