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Anschlag in Mekka 1979 Die Blutspur des Terrors

Von Andreas Förster

Bei einem Angriff auf die Große Moschee in Mekka starben 1979 fast tausend Menschen. Um die Terroristen zu besiegen, ging Saudi-Arabiens Regierung einen faustischen Pakt ein – mit Folgen bis heute: Es war die Geburtsstunde islamistischen Terrors.

“La ilaha ila Allah” – mit dem Ruf “Es gibt keinen Gott außer Gott” beginnt das Morgengebet aus den Lautsprechern der sieben Minarette der Moschee von Mekka. Es ist 5.18 Uhr am 20. November 1979. Tausende arglose Gläubige haben sich im Innenhof versammelt, denn es ist ein besonderer Morgen: Ein neues Jahrhundert nach islamischer Zeitrechnung hat begonnen, der 1. Muharram des Jahres 1400.

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 Noch ahnt die Welt nichts davon, dass hier, an der heiligsten Stätte des Islam, der islamistische Terror seinen Anfang nimmt. An diesem Novembermorgen stürmt eine bewaffnete Horde sunnitischer Fundamentalisten die Moschee, unter Führung von Dschuhaiman Ibn Seif al-Uteibi, ehemaliger Korporal der saudischen Nationalgarde. Pilger sind tagelang Geiseln, bevor das saudische Militär eingreift und die Aktion nach zwei Wochen endet – in einem Blutbad mit etwa tausend Toten.

In Saudi-Arabien ist der Anschlag bis heute ein Tabu und gilt dort offiziell als Werk einer kleinen, isolierten Gruppe religiöser Fanatiker, ohne Verbindung zum Terror der Gegenwart. Die Verdrängung hatte selbst im Westen Erfolg. Dabei ist Dschuhaiman, Anführer der Rebellen von Mekka, längst ein Idol der Dschihad-Fürsten. So bekannten sich Osama Bin Laden und Abu Musab al-Sarkawi, Qaida-Anführer im Irak, offen zum Kampf des Fanatikers gegen die Ungläubigen und für einen reinen Islam. Auch Ideologie und Propaganda der Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS) basieren auf den Schriften Dschuhaimans, die heute in weiten Teilen der muslimischen Welt ein Verkaufsschlager sind.

Frohe Botschaft vom Ende der Welt

Der aus der Ukraine stammende Journalist Yaroslav Trofimov hat 2008 ein Buch über die Hintergründe und Folgen des Überfalls auf die Große Moschee veröffentlicht. Spätestens seitdem sehen Islamexperten und Historiker die Attacke als Geburtsstunde des islamistischen Terrors. In Mekka beginnt die Blutspur durch die islamische Welt in den Westen bis nach New York, Madrid, London und Paris.

Am warmen, sonnigen Morgen des 20. November 1979 lauschen im Moschee-Innenhof Tausende Männer knieend dem Gebet des Imam, als die ersten Schüsse fallen. Ein Sakrileg – an dieser heiligen Stätte ein Gewehr abzufeuern, ist eine schwere Sünde. Flucht ist unmöglich, die vielen Tore der Moschee sind mit schweren Ketten verschlossen. Vor dem Steinbau hat ein Mann mit schulterlangem lockigen Haar dem Imam das Mikrofon entrissen und ruft militärische Befehle.

https://www.youtube.com/watch?v=f6X77dZT6I4

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