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Mehr als 100 Millionen Menschen haben zu wenig zu essen

Ob in Syrien, Äthiopien oder im Sudan: Die Zahl von Menschen, die unter Lebensmittelknappheit leiden, ist 2016 um mehr als ein Drittel gestiegen. Eine neue Studie benennt Ursachen.
Die Zahl der Menschen, die Hunger leiden oder davon bedroht sind, ist 2016 um mehr als ein Drittel angestiegen. Das geht aus einem Bericht im Auftrag der Welternährungsorganisation FAO und der EU-Kommission hervor. Demnach hatten im vergangenen Jahr weltweit 108 Millionen Menschen nicht genug zu essen oder brauchten ihre Vorräte schnell auf.
Die Studie beleuchtet auch die jeweiligen Ursachen der Knappheit. So war im Jemen bereits vor Ausbruch des Bürgerkriegs vor zwei Jahren mehr als jedes zehnte Kind akut unterernährt, mehr als jedes vierte war aus Mangel an Nährstoffen unterentwickelt. Der Konflikt zwischen der sunnitischen Regierung und schiitischen Huthi-Rebellen hat die Lage noch verschlimmert: Es fehlt an Treibstoff für die Bewässerung und den Transport landwirtschaftlicher Güter.
In Äthiopien hat das Klimaphänomen El Niño, das alle paar Jahre für eine Verschiebung globaler Wetterbedingungen sorgt, eine der schlimmsten Dürren in fünf Jahrzehnten ausgelöst. Teilweise fiel nur halb so viel Regen wie üblich. Die Bevölkerung des ostafrikanischen Landes trifft das hart, weil sie zu mehr als 85 Prozent von der Landwirtschaft lebt.
Besonders düster ist die Lage in Äthiopiens Nachbarland Südsudan. Seit Ausbruch des Bürgerkriegs Ende 2013 werden Nahrungsmittel zunehmend knapper und teurer. Die Landwirtschaft produziert wenig, der Handel leidet und vielen Menschen fehlt das Einkommen. Schon vor dem Konflikt mangelte es an Investitionen in Landwirtschaft und Infrastruktur. Für die kommenden Monate wird mit einer Verschlechterung der Situation gerechnet, noch mehr Menschen dürften unter akuter Mangelernährung leiden und sterben.
Im Nordosten von Nigeria sorgt die radikalislamische Terrormiliz Boko Haram für Furcht und Schrecken. Die Krise dort verhindert Entwicklung und einen wirksamen Kampf gegen Armut, Analphabetismus und Arbeitslosigkeit. Trotz günstiger Wetterbedingungen lagen mancherorts große landwirtschaftliche Flächen brach. Auch Umweltschäden beeinträchtigen die Produktion.
Afghanistan wird seit fast 35 Jahren von Konflikten erschüttert, was die Entwicklung und den Kampf gegen Armut beeinträchtigt hat. Auf immer wiederkehrende Naturkatastrophen wie Erdrutsche, Lawinen oder Erdbeben ist das Land deshalb schlecht vorbereitet. In manchen Provinzen hindert die Gewalt den Zugang zu Nahrung und Gesundheitsversorgung. Für Menschen, die innerhalb des Landes vor Auseinandersetzungen fliehen oder aus dem Ausland zurückkehren, fehlen geeignete Flüchtlingslager und Arbeit.
In Syrien lässt der grausame sechsjährige Bürgerkrieg die Menschen hungern. Im über Monate hinweg belagerten Ost-Aleppo ging im vergangenen Jahr die Nahrung aus. Syrischen Flüchtlinge fehlt ein Einkommen, viele von ihnen sind auf Überweisungen von Verwandten im Ausland angewiesen. Der Konflikt hält zudem in manchen Regionen Bauern und Arbeiter von den Feldern fern, es fehlt an einer stabilen Stromversorgung, Lagermöglichkeiten, Bewässerungssystemen und Maschinen.
Der Spiegel

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